1. Was war der “Black Friday”?
2. Heutiges Verständnis von “Black Friday”
3. Markenrecht an “Black Friday”
4. Kritik am “Black Friday”
Was war der “Black Friday”?
Weltweit wurde dieser Begriff erstmals in Verbindung mit der amerikanischen Finanzkrise 1869 genannt, ausgelöst durch Goldspekulationen der Unternehmer Jay Gould und James Fisk, die Gegenmaßnahmen der Regierung erforderten. 1904 machte der Schriftsteller Frederic Stewart Isham diesen Skandal zum Gegenstand seines gleichnamigen Romans, der wiederum 1916 unter der Regie von Lloyd Carleton als Stummfilm verfilmt wurde.
Im deutschsprachigen Raum wurden mit “schwarzer Freitag” der Wiener Börsenkrach (Gründerkrach) vom 09.05.1873 bzw. der Berliner Börsensturz vom 13.05.1927 bezeichnet. Bei letzterem brach der Aktienindex des Statistischen Reichsamtes um 31,9 Prozent ein.
Meist aber denken die Menschen eher an dieses Ereignis:
Im Oktober 1929 gab es in New York in den USA einen massiven Börsencrash, der die sog. Great Depression und in Folge eine Weltwirtschaftskrise auslöste. Der fiel zwar tatsächlich auf den Donnerstag, weshalb es dort auch der “Black Thursday” ist – durch die Zeitverschiebung hatte in Europa allerdings bereits der Freitag begonnen, während in den USA der Donnerstag noch nicht zu Ende war. In der Nachfolge, am dortigen Freitag, versuchten noch viele, ihre Ersparnisse in letzter Minute von der Bank abzuheben (“bank run”). Eine weitere populäre Erklärung ist, dass Händler an diesem traditionell umsatzstärksten Tag versuchten, aus dem Minus wieder herauszukommen. Tatsächlich waren die Verluste eher in geringerem Umfang und stabilisierte sich am dortigen Freitag sogar etwas, um dann am Montag und vor allem am folgenden Dienstag (“tragic Tuesday”) deutlich abzurutschen.
Dem vorausgegangen war eine Spekulationsblase, die eine Hausse (steigende Börsenkurse) bewirkte, man sprach von einer “eternal prosperity“, in Folge wurde auch von Kleinanlegern viel investiert, es wurden teilweise hohe Kredite aufgenommen, um Aktien zu kaufen. Regulationen wie Börsenaufsicht gab es damals noch nicht. An diesem einen Donnerstag wurden mit 13 Mio. vier mal so viel Aktien gehandelt als normalerweise. Trotz Stützungskäufen der US-Banken und des Vizepräsidenten der NYSE fielen einzelne Aktien um mehr als 30%. Endgültig aber brach der Markt am folgenden Dienstag zusammen. Die Banken forderten nun ihr Geld zurück und zwangen die Anleger ihre Aktien zu verkaufen. Diese Verkäufe um jeden Preis sorgten für einen dramatischen Kursverlust. Das Handlungsvolumen stieg auf bisher undenkbare 16,5 Mio., einzelne Aktien verloren 99%, einzelne Anleger nahmen sich das Leben. In den nächsten drei Wochen fielen die Kurse weiter. Erst im Sommer 1932 war die Talsohle mit 41 Punkten für den Dow Jones erreicht, dem Einstiegswert vom 26.05.1896, dem Tag der Erstpublikation. Vor dem Crash hatte er bei etwa 330 Punkten gelegen…
In der Folge waren vor allem Kleinanleger skeptisch und sehr zögerlich damit, ihr Vermögen in Aktien anzulegen. Erst in den 1970er Jahren brachte diese Anlegergruppe wieder nennenswerte Geldmengen an die Börse. Auch Großanleger reagierten zurückhaltend, der Dow Jones erreichte erst 1954 wieder einen Höchststand.
Heutiges Verständnis des “Black Friday”
Mittlerweile allerdings wird seit Mitte der 1960er Jahre mit diesem Begriff der Tag nach Thanksgiving in Verbindung gebracht, wobei dieser bewegliche Feiertag zwischen dem 22. und 29. November fällt, je nach Jahr. Der Freitag danach (ein sog. “bank holiday”, also Brückentag) ist traditionell der Beginn des Weihnachtsgeschäfts.
Damit ist der “Black Friday” eine Verkaufsveranstaltung des Einzelhandels, der mit Rabatten zum Konsumieren verlockt. Seit einer Weile nimmt in vielen Industrienationen neben dem Einzelhandel auch der Onlinehandel teil.
In den USA wird dieser Brückentag für die ersten Weihnachtseinkäufe genutzt, Läden und Handelsketten öffnen teilweise bereits ab 5:00 Uhr und bieten Sonderangebote, Rabatte und Werbegeschenke. Entsprechend formieren sich bereits nachts Schlangen vor den Geschäften, seit 2013 öffnen als Reaktion einzelne Ladenketten bereits am Donnerstag Abend. Die Verkäufe am “Black Friday”-Wochenende gelten, zumindest in den USA, als wichtiger Indikator für das Weihnachtsgeschäft.
Am Samstag nach Thanksgiving fand dort das alljährliche Football-Spiel zwischen Armee und Marine statt. Angeblich geht der Name auf das Chaos zurück, das entstand, als ab Mitte der 1960er Jahre eine große Anzahl von Fans, Touristen sowie Menschen aus den Vororten von Philadelphia in die Stadt kamen, um ihre ersten Weihnachtseinkäufe zu tätigen (“Die Straßen waren schwarz vor Menschen.”).
Das führte zu massiven Staus und Verkehrsüberlastungen in der Stadt, so dass die gesamte Polizei von Philadelphia vor Ort sein musste. Und die Einzelhändler konnten darauf hoffen, statt der roten doch noch schwarze Zahlen schreiben zu können.
Apple begann anlässlich des “Black Friday” ab 2006 mit Rabatten zu werben und nahm damit eine Vorreiterstellung ein. In Deutschland kam der Begriff “Black Friday seit 2013 auf. In Folge etablierten sich der “Cyber Monday“ bei vielen Online Händlern und es wurde mittlerweile gar eine “Black Week“ daraus.
Tatsächlich kam und kommt es bei der im Massenansturm bisweilen erbittert ausgetragenen Schnäppchenjagd zu vielen Verletzten und einzelnen Toten in den USA (https://blackfridaydeathcount.com/).
Markenrecht an “Black Friday”
In Deutschland war die Wortmarke “Black Friday” bis Oktober 2022 teilweise geschützt. Vom Markenschutz ausgenommen waren Werbedienstleistungen für Dritte sowie der Handel mit Elektronik- und Elektrowaren. Die Markeninhaberin verlangte hohe Lizenzgebühren, wenn Händler und Onlineshops Aktionen mit dem Namen “Black Friday” veranstalten wollten. Mit Urteil des Kammergerichtes in Berlin wurde die Marke Black Friday für verfallen erklärt. Erst im Juni 2023 hatte der Bundesgerichtshof eine letzte Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision der Markeninhaberin abgewiesen, wodurch das Löschungsurteil des Kammergerichtes rechtskräftig wurde.
Kritik am “Black Friday”
Zumindest im “alten Rom”, in der Antike, wurde versucht, an diesen sog. ‘dies atri’ (schwarze Tage = Unglückstage) wichtige Tätigkeiten ganz oder zumindest teilweise ruhen zu lassen. Wichtige Unternehmungen, wie z.B. Volksversammlungen, Senatssitzungen, Heirat, Reiseantritt, das Austragen von Schlachten oder religiöse Opferzeremonien wurden an solchen Tagen entsprechend nicht begonnen oder durchgeführt.
Wir haben angesichts dieses Begriffs ein paar Fragen:
- Wenn man die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs und die heutige Benutzung geistig nebeneinander stellt, könnte man stutzig werden. Was hat ein Börsen-Crash, der eine erst US- und dann weltweite Wirtschaftskrise zur Folge hatte mit Einzelhandels-Rabatt-Aktionen zu tun, um das Weihnachtsgeschäft in Schwung zu bekommen?
- Versuchen wir mit immer mehr Konsum das Gedenken an diese unglückliche Verkettung von Ereignissen, die so viel Leid über Millionen Menschen gebracht hat, zu überdecken?
- Interessant finden wir auch Berichte, wonach die sog. Schnäppchenangebote am “Black Friday” bzw. “Cyber Monday” zumindest zum Teil gar keine sind, sondern Rabatte auf vorher aufgeblasene Preise. Eine “Black Friday” Preis-Studie des Online-Vergleichsportals Idealo zeigt, dass nur etwa jedes zehnte Produkt tatsächlich günstiger ist. “Eine Analyse der ZDF-Sendung WISO hat 3.068 Produkte beobachtet und deren Preise dokumentiert. Der Beobachtungszeitraum: Zwei Monate vor dem Black Friday 2017 und vier Monate danach. Das Ergebnis: Bei den meisten Produkten blieb der Preis gleich. „Ein Tag, der günstige Preise verspricht, sie aber nicht bietet“, lautete das Fazit der Sendung.” (https://utopia.de/scheinschnaeppchen-konsumfolgen-black-friday-gruende-nicht-mitmachen_70963/) Trick der Händler: Sie beziehen sich mit ihren Rabatten auf den “Originalpreis”, also die “UVP”, die nicht immer erzielt werden kann. “Hinter dem Black Friday steckt vor allem eine profitable Marketing-Strategie: „Wir haben gesättigte Märkte in Deutschland. Da braucht man solche Anlässe, damit die Leute mehr kaufen.“, so der Marketing-Experte Martin Fassnacht gegenüber n-tv.” (ebd.)
- Die Deutsche Umwelthilfe fordert gar einen “Kauf-Nix-Tag”, da diese Aktionen unnötig Ressourcen vergeudeten und klimaschädliche Folgen hätten. Sogar die Commerzbank fragt in einer Kampagne: “Ist die Schnäppchenjagd noch zeitgemäß?”
Oft genug kauft man an diesen Tagen ohnehin mehr als man wollte und Dinge, die man nicht brauchte…