Gradido – Gratitude, Dignity und Donation (Dankbarkeit, Würde und Schenkung bzw. Stiftung) – ist ein alternatives Geldsystem, das es bereits seit 30 Jahren gibt. Den Gradido (GDD) gibt es digital (https://gradido.net/de/) und als Bargeld (siehe Bild). Am Wochenende haben Irmi und Horst durch Rollenspiele einen guten Eindruck zum Thema vermittelt bekommen.
In einer ersten Runde wurde – nach einem kurzen Vortrag zu Gradido – im gegenwärtigen Schuldgeldsystem gespielt. Auf den Punkt gebracht, alle Leben von der Hand in den Mund auch der Staat. Nur der Reiche, der nicht arbeiten muss, kassiert Zinsen und wird immer reicher.
In einer zweiten Runde wird der Gradido per Volksentscheid eingeführt. Die bisherige Währung bleibt gleichwertig bestehen (1 Euro = 1 GDD) Das Finanzamt(Steuern) wird entfernt. Zwei neue Elemente kommen auf dem Spielfeld hinzu, die zunächst unbeachtet bleiben. Es stellt sich ein Gefühl der Sicherheit und Fülle ein für all diejenigen, die vorher um ihre Existenz kämpfen mussten. Der Reiche verliert deutlich an Einfluss. Am Ende der Runde soll das Geld bei jedem halbiert werden (Vergänglichkeitsgebühr – im Spiel stark vereinfacht, tatsächlich wird kontinuierlich geringfügig entwertet bis max. 50%). Um der Entwertung zu entgehen kann das Geld in die beiden neuen Elemente investiert werden, was denn auch gerne angenommen wird.
Neugierig geworden, endet unser Online-Treffen an diesem Punkt. Am nächsten Tag werden wir uns persönlich kennenlernen, um tiefer in das System Gradido einzusteigen.
Am Samstag wird das Spiel komplexer. Alle Spieler ziehen ihre Rollen, und ziehen bzw. erwürfeln sich ihre Ausgangslage. Dabei zeigt sich recht schnell, dass vom Reichen bis zum Arbeitslosen, hochverschuldeten Looser alles dabei ist. Jetzt werden Transaktionen hin- und hergebucht. Ereigniskarten gespielt, Verhandlungen über zinslose Kredite geführt usw. Zahlreiche Diskussionen führen immer tiefer in die Thematik. Das 2. Wohl bezieht sich auf Projekte, die die Gemeinschaft betreffen und im Bürgerrat besprochen und budgetiert werden müssen (z.B. Instandsetzung von Radwegen, ein Altenheim). Das 3. Wohl bezieht Projekte ein, die einen Ausgleich schaffen für die Nutzung der Umwelt (z.B. Abfallvermeidung) Welche in der Gemeinschaft vorhandenen Kompetenzen können genutzt bzw. aufgebaut werden, um die Ziele umzusetzen? Wir diskutieren auch während und nach dem Essen angeregt weiter. Die Zeit vergeht viel zu schnell und wir brauchen definitiv einen Folgetermin.
Wie kommt man aus dem Mangel in die Fülle?
Das zentrale Ziel des Gradido ist das dreifache Wohl, das aus den Gesetzmäßigkeiten der Natur abgeleitet wird (“Wirtschaftsbionik”).
- das Wohlergehen der Einzelnen
- das Wohlergehen der Gemeinschaft (kommunale Projekte)
- das Wohlergehen des großen Ganzen (Ausgleich für Raubbau, Umweltprojekte)
Aktuell kann mit dem Gradido (GDD) das 1. Wohl geschöpft werden. Das 2. und 3. Wohl setzen eine Umstellung des gegenwärtigen Systems voraus, wie wir es im Spiel simuliert haben.
Die Geldmenge des GDD schöpft sich aus der Anzahl der Menschen, die ihn benutzen. Monatlich kann schon jetzt jeder 1000 GDD schöpfen, unabhängig von Alter, Arbeitsfähigkeit oder Produktivität. Salopp ausgedrückt: Weil du lebst, hast du ein Recht auf Teilhabe. Die beiden anderen Wohle würden nach der Umstellung des Systems mit jeweils dem gleichen Betrag geschöpft werden.
Es gibt weder Zinsen noch Steuern. Die Geldmenge begrenzt sich selbst durch einen automatischen Werteverfall von ungenutztem Geld:
- Wertverlust beim “Dankbar”, dem Gradido Bargeld: – 25% / Quartal
- Beim GDD digital, beträgt die Vergänglichkeitsgebühr 6,25% mtl auf den auf dem Konto verbliebenen Betrag, so dass am Ende des Jahres max. 50% Vergänglichkeit berechnet wird.
Fazit: Eine echte Empfehlung. Gradido ist – wie die WIRKRAFT – ein System im Werden. Jeder kann und soll sich einbringen. Wir werden uns definitiv damit beschäftigen, ob und wie sich die beiden Ansätze zusammenbringen lassen.